Seraphina beharrte darauf, das mit dem, was die Gruppe wusste, die Hoffnung um Virmak nicht aufzugeben sei.
Basteth schloss erneut ihre Augen, und langsam schwebte der Körper von Virmak nach oben. Sie bemerkte aber sofort den Widerwillen, der vom Echo der Seele kam, und beendete den Zauber sofort.
Zusammen mit Ethan, der dafür plädierte, Virmak nun seine Ruhe zu lassen, überredeten sie Seraphina, loszulassen. Sie verbrachte die Nacht in einem der Wägen, wo sie meditierte, um ihre innere Ruhe wieder zu erlangen.
Ethan wusste, dass Goliaths ihre Toten nicht begruben, sondern sie auf einem großen Feuer verbrannten. Durch die ganze Nacht hindurch sammelten er und Basteth Holz, und als der Morgen anbrach, hatten sie einen stattlichen Scheiterhaufen aufgeschichtet, auf dem der Leichnam von Virmak aufgebahrt wurde.
Sie hatten außerdem eine Kette mit Wolfszähnen für ihn angefertigt, die Ethan dem toten Riesenwolf entnommen hatte. Als der Morgen anbrach, sammelten sie sich um den Leichnam, und sprachen ihren letzten Abschied. Basteth entfachte das Feuer, und alle, auch Aalgana, hoben ihre Krüge mit Steingeist empor, und stießen auf Virmak an. Ein Echo des Klirrens hallte etwas leiser vom Wald zurück.
Und so vergingen die körperlichen Überreste und Besitztümer von Virmak Knochenweber, einem Schmied, Krieger, und Freund, im Feuer.
Erschöpft und niedergeschlagen stapften sie in den Wald, wo sie den Spuren der Wölfe bis zu einer Lichtung folgten. Sie sahen dort den entstellten und mutierten Mann, der ein kleines Stück Holz zu schnitzen schien. Von hinten tauchten die zwei Wölfe auf, die aber nur auf sie starrten, und nicht angriffen. Basteth drehte sich zu einem davon um, und sprach zu ihm. Der Wolf erklärte, dass die lauten Geräusche und die gezogenen Waffen in der vergangenen Nacht sie sehr verängstigt hatten, weshalb sie zum Angriff übergegangen waren.
Begleitet von den Wölfen, betrat die Gruppe die Lichtung, wo der Mann ihnen seine aufrichtige Trauer mitteilte. Er habe die Wölfe nicht unter seiner vollen Kontrolle, es handele sich eher um eine Partnerschaft. Die Zwerge, erklärte er, hätte einen seiner Wölfe attackiert, worauf ein heftiger Kampf ausgebrochen war. Dies erklärte die Leiche des Wolfes auf dem Rastplatz. Die zwei verbleibenden hätten einige Zwergenleichen in den Wald geschliffen, sowohl aus Rache, als auch Hunger.
Hierbei deutete er auf einen Haufen fast bis auf die Knochen abgenagter Gliedmaßen. Zwischen diesen lagen noch ein großer Rubin, sowie ein Goldbarren, die er der Gruppe mit einem Schulterzucken überließ. Das Silber hatte er ebenfalls entdeckt, kaum mehr als einige helle Flocken Metall in einem Fläschchen mit einer wässrigen Flüssigkeit. Die Flasche glitt ihm aus der Hand, und als er danach griff, zerdrückte er sie versehentlich in seiner Hand.
Das Blut und das Silber hätten reagiert, so fuhr er fort, und seine grausige Mutation entstand. Seither könne er das Licht lenken, um seine Verbündeten zu heilen und zu stärken und seine Feinde zu versengen. Dies sei der Grund für die unnatürliche Größe seiner Wölfe.
Er wolle sich nun tiefer in den Wald zurückziehen, um zu vermeiden, dass wegen ihm oder den Wölfen weitere Leben in Gefahr geraten würden.
Verrichteter Dinge wandte sich die Gruppe wieder gen Lager, nicht aber bevor Basteth eine zutrauliche Wolfszunge von Rufus quer durchs Gesicht bekam, die ihr Fell gegen den Strich kämmte.
Sie verliefen sich etwas, kamen aber schließlich wieder auf die Straße, von wo sie zurück zum Lager gingen. Aalganas Kopf tauchte aus der magischen Wand auf, und mit weit aufgerissenen Augen deutete sie auf einen Mann, der sich gerade von den Trittstufen einer der Wägen erhoben hatte, und um die Kuppel zur Gruppe ging, wo er sich als Malus Thane Hawthorne vorstellte.
Er war ein Mensch, eher untersetzt und und rundlich, mit sehr dunkler Haut und einem Tattoo des Lichts im Gesicht. Er hatte einen Stab, dreckige und dunkle Reisekleidung mit einer ins Gesicht gezogenen Kapuze. Das Tattoo machte die Gruppe sofort misstrauisch, da dies sehr ungewöhnlich war. Auch war seine Art zu sprechen antiquiert. Sie löcherten ihn mit Fragen, und erst als er sagte, diejenigenigen zu suchen, die die Dunkelheit gesehen haben, schob Basteth ihn aus dem Regen und in die Kuppel.
In dieser hatte Aalgana vier Armbrüste auf Fässern montiert, die alle auf die Stufen des Wagens zeigten, wo der Mann schon eine Weile gesessen hatte. Eine fünfte Armbrust war in ihren Händen.
Unter stetigen Nachfragen erzählte Malus seine Geschichte. Er war geboren, als das Licht und die Dunkelheit noch zusammen existierten. Drachen flogen durch den Himmel, die Menschen flogen statt zu gehen, und ganze Städte flogen durch den Himmel. Dort war er Mitglied der Magischen Akadademie, und hatte sich eher wenig um Religion geschert, sondern hatte am Wesen der Seele geforscht. Am Rande hatte er aber mitbekommen, dass wegen eines Propheten Streit zwischen den beiden Teilen der Kirche ausgebrochen war.
Feuer war dann vom Himmel gefallen, die Erde hatte gebebt, und alles war dunkel für ihn geworden, bis er vor zwei Monaten aufgewacht war, einer Höhle im Gebirge von Aamyr. Er hatte sich sofort auf die Suche nach denen gemacht, die die Dunkelheit gesehen hatte, und folgte der Spur relativ problemlos von Eskerrati bis Mimaso, und von dort aus weiter. Auf diesem Weg hatte er selbst kurz Zeit in der Anstalt der Kirche verbracht, entkam dieser jedoch mit Leichtigkeit.
Als Demonstration seines Wissens begann er einen Prozess, der wie Hokuspokus ausgesehen hätt, wenn er nicht gewirkt hätte, und plötzlich erhob sich eine Leiche der Zwerge. Eine Imitation von Leben erfüllte sie, und sie schien voll und ganz Malus zu gehorchen. Seraphina erschrak jedoch derart, dass sie den Körper mit fliegenden Fäusten schnell wieder in die Waagerechte beförderte.
Das Gespräch dauerte bis tief in die Nacht, und als der nächste Morgen anbrach, begleitete Malus die Gruppe auf ihrem Weg nach Groglir.