Der Lord Commander Elias Drexel betrat das Skriptorium der Katakomben, seine schweren Stiefel hallten dumpf über die alten, staubigen Steinplatten. Unter seinem Pelzbesetzten Umhang funkelte das Abzeichen des Lord Commanders, ein Zeichen seiner Autorität, das stolz auf seiner Brust ruhte.
Die Mitglieder der Darkk Lyres, die sich an einem großen, eichenen Tisch versammelt hatten, richteten ihre Blicke auf ihn. Die Atmosphäre im Raum war angespannt, durchzogen von einer stillen Erwartung. Jeder wusste, dass Drexel ein Mann war, der Ergebnisse verlangte und Ungeduld verabscheute.
„Was habt ihr gefunden?“ fragte Drexel mit seiner tiefen, rauen Stimme, die wie der Klang von Kieselsteinen in einem Sturm klang. „Habt ihr die Dokumente?“
Crois sah auf und nickte langsam. „Ja, wir haben sie,“ antwortete er, während er das vergilbte Bündel Pergament vor sich öffnete. Seine Augen, scharf wie ein Dolch, blieben stets wachsam. „Noita ist übrigens aufgewacht,“ fügte Drexel hinzu, „aber sie ist noch schwach. Ihr Zustand ist… bedenklich.“
Die Gruppe nickte und Thamanea legte eine Hand auf den Tisch. Ihre Miene blieb verschlossen, doch ihre Augen flackerten kurz, als Noitas Name fiel.
Elias Drexel trat näher an den Tisch heran, seine mächtigen Hände auf die Rückenlehne eines Stuhls gestützt. „Zeigt es mir,“ forderte er, und Crois drehte das Pergament so, dass Drexel es lesen konnte.
Die Fackeln an den Wänden flackerten unruhig, als Drexels Augen über die Zeilen wanderten. Das Knistern des Papiers und das leise Murmeln der Mitglieder erfüllten das Skriptorium, während sich die Erkenntnis in seinen Zügen abzeichnete. „Die Zwillinge… Ansom und Petra Lang,“ murmelte er, während sein Blick auf den Namen Ulrich von Kessel fiel. „Sie sind uneheliche Kinder des Königs.“
Ein kühler Windhauch wehte durch den Raum, als die Gruppe die Tragweite dieser Offenbarung begriff. Die Stille war so dicht, dass man die Spannung schneiden konnte. „Ansom… wäre also der rechtmäßige Thronfolger,“ sprach Drexel schließlich, seine Stimme so leise wie das Zischen der Flamme in der Fackel.
„Ja,“ bestätigte Thamanea. „Aber wir dürfen diese Information nicht publik machen. Noch nicht.“ Ihre Stimme war fest, doch in ihren Augen lag eine Spur von Sorge.
Drexel lehnte sich zurück, sein Blick ernst. „Wir werden dies vorerst für uns behalten,“ sagte er, seine Stirn in tiefe Falten gelegt. „Kein Wort zu den Zwillingen. Kein Wort zu irgendwem. Das könnte… Unruhen auslösen, die wir uns nicht leisten können.“
Alycia Martell lächelte plötzlich. Doch es war kein gewöhnliches Lächeln; es hatte etwas Unheilvolles an sich. „Ihr solltet jetzt besser nach oben gehen,“ sagte sie, doch ihre Stimme klang verändert, fremd, als wäre sie von einer anderen Person besessen. Ihre Augen schienen in einem fremden Licht zu glühen, und das Lächeln, das ihre Lippen umspielte, passte nicht zu ihr. „In wenigen Minuten wird es an der Tür der Kathedrale klopfen, und es wäre besser, wenn der Lord Commander die Tür öffnet.“
Die Gruppe sah sich irritiert an, bevor Drexel schließlich nickte. „Gut. Wir gehen nach oben.“ Er war ein Mann, der selten an Übernatürliches glaubte, doch etwas an Alycias Stimme hatte eine Gewissheit, die er nicht ignorieren konnte.
Als die Darkk Lyres und Drexel die Treppen hinaufgingen, kroch eine unheimliche Stille die Wände der Katakomben empor. Kaum hatten sie die schwere Holztür erreicht, hallte ein dumpfes Klopfen durch den Raum.
Drexel trat nach vorn und öffnete die Tür. Vor ihnen standen die Anführer aller großen Fraktionen—Eldrick Runeweaver der Amethyst Academy, Theodore Marshal der Silver Order, Lucretia Mathias vom Falling Fire und Alycia, die sich im Licht der Fackeln in ein Abbild der Queen of Thieves verwandelte.
Alle Anführer traten ein, gefolgt von ihren engsten Vertrauten, und blickten sich gegenseitig misstrauisch an.
„Was soll das hier?“ fragte Drexel, während sein Blick prüfend über die versammelten Gestalten glitt.
„Eine Einladung, Lord Commander,“ antwortete die Queen of Thieves mit einem Lächeln, das nur wenig Freundlichkeit erkennen ließ. „Von mir an euch alle.“
Die Kathedrale hallte vom leisen Flüstern und den gedämpften Schritten der Anführer wider, als die versammelten Fraktionen das weite, dämmrige Innere betraten. Die hohen Bögen der Decke verloren sich im Schatten, und das schwache Licht, das durch die zerbrochenen Buntglasfenster fiel, schuf ein gespenstisches Muster auf dem steinernen Boden. Die Atmosphäre war gespannt und von einer erdrückenden Schwere erfüllt, während die Augen der Anwesenden wachsam jede Bewegung und jedes Flüstern verfolgten.
Eldrick Runeweaver, der Vertreter der Amethyst Academy, betrat die Kathedrale als Erster. Sein imposanter, breit gebauter Körper war in fließende violette Gewänder gehüllt, die mit goldenen Runen bestickt waren. Der obsidianfarbene Stab, den er trug, krönte ein funkelnder Delerium-Kristall, der schwach pulsierte, als würde er die Magie in der Luft spüren. Seine bernsteinfarbenen Augen, scharf und berechnend hinter einer kreisrunden Brille, musterten die Versammlung mit ruhiger Autorität. An seiner Seite stand River, die junge Tiefling-Magierin mit blauen Haaren und zurückgebogenen Hörnern, die wie Schiffsrümpfe in einen Sturm ragten. Ihr Blick war wachsam, ihre Miene distanziert, während sie jedem ihrer Schritte Bedeutung beimaß.
Hinter ihnen erschien Lucretia Mathias, die gealterte und scharfäugige Anführerin des Falling Fire, flankiert von ihrem treuen Jünger, Nathaniel Flint. Lucretia, in einfache graue Roben gekleidet und eine schwere, in Leder gebundene Bibel an sich drückend, bewegte sich langsam und mit Bedacht. Ihre Augen blitzten in einem geheimnisvollen Licht, und die goldene Kristallkette um ihren Hals schien im Halbdunkel der Kathedrale zu glühen. Nathaniel, mit einem aufrichtigen Lächeln und unerschütterlicher Zuversicht in den Augen, wirkte wie ein lebendes Zeugnis ihrer Überzeugung.
Dann betrat Knight-Captain Theodore Marshal der Silver Order den Raum. Er war ein Hüne von einem Mann, seine glänzende silberne Rüstung strahlte im matten Licht, als er mit entschlossener Miene und langsamen Schritten eintrat. An seiner Seite ging Ophelia Reed, die hohe Flammenhüterin, mit einem warmen, beruhigenden Lächeln auf den Lippen. Ihr Blick wirkte freundlich, doch in ihren Augen funkelte eine tiefe Entschlossenheit.
Zuletzt erschienen die Mitglieder der Hooded Lanterns. Captain Ansom Lang, jung und misstrauisch, durchquerte die Kathedrale mit prüfendem Blick. Sein Blick war kalt und wachsam, als ob er jeden Schatten hinterfragen würde. Trotz seines Alters trug er die Last seiner Verantwortung schwer auf den Schultern. In seiner Nähe stand seine Zwillingsschwester Petra Lang, die ihm in stummer Geschwisterschaft folgte.
Alle wandten ihre Blicke nach vorne, als sich die Queen of Thieves, die elegante und unberechenbare Herrscherin der Queen’s Men, in die Mitte des Raumes stellte. Ihr Lächeln war geheimnisvoll, und ihre Augen glitzerten voller unausgesprochener Absichten. Sie trug ein schlichtes, aber edles Gewand, das ihre Bewegungen betonte, als sie sich der Menge zuwandte.
„Willkommen, meine Freunde und Feinde gleichermaßen“, begann sie mit einem verführerischen Lächeln. „Wir haben uns hier versammelt, um die Zukunft von Drakkenheim zu besiegeln. Doch die Frage bleibt: Wem wird die Macht über diese Stadt und das Schicksal des Deleriums gehören?“ Ihre Worte hallten durch die Kathedrale, und eine Spannung legte sich wie ein unsichtbares Netz über die Anwesenden.
Eldrick Runeweaver hob leicht die Hand, sein Blick ungerührt. „Die Frage sollte eher lauten: Wer ist qualifiziert, diese Verantwortung zu tragen? Die Amethyst Academy besitzt das Wissen und die Fähigkeiten, um das Delerium zu nutzen und seine Gefahren einzudämmen. Wären wir nicht die einzigen, die in der Lage sind, den Inscrutable Tower zurückzuerobern und das Arkane Wissen zu bewahren?“ Seine Worte waren kühl und präzise, und doch war es offensichtlich, dass es ihm um mehr ging als nur um Wissen.
Theodore Marshal verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn ernst an. „Ihr sprecht von Wissen, Eldrick, doch das Delerium ist nichts weniger als ein Fluch. Die Silver Order ist bereit, es zu zerstören, koste es, was es wolle. Drakkenheim muss gereinigt werden, selbst wenn die Stadt selbst dabei untergeht.“
River schnaubte leise, während sie ihre Arme verschränkte. „Immer dieselbe Leier der Silver Order. Zerstörung anstelle von Kontrolle. Die Akademie wird nicht zulassen, dass ihr die Quelle einer solchen Macht vernichtet.“
Lucretia Mathias trat einen Schritt nach vorne und sprach in ihrer ruhigen, prophetischen Stimme. „Ihr alle seht in Delerium eine Bedrohung oder eine Machtquelle. Doch es ist weitaus mehr. Es ist ein Zeichen des Schicksals, ein göttlicher Funke, der uns alle leiten soll. Das Falling Fire wird die Relikte von Saint Vitruvio sammeln und diese Stadt in eine heilige Stätte verwandeln.“
Ansom Lang funkelte sie misstrauisch an. „Und was ist mit der Königsfamilie? Die Hooded Lanterns haben nur ein Ziel: Die Monarchie wiederherzustellen und die legitimen Erben zu finden. Alles andere ist zweitrangig.“
Die Diskussion erhitzte sich weiter, als die Fraktionsanführer ihre Ziele verteidigten und Fragen stellten, um die Positionen der anderen zu entlarven. Lucretia Mathias wandte sich an Crois und fragte mit einem wissenden Lächeln: „Was sagst du, Crois? Deine Nichte hat ihren Weg ins Falling Fire gefunden. Sollte das Delerium wirklich zerstört werden, wenn es so viele Seelen mit einem neuen Glauben erfüllt?“
Crois blickte auf, ein Hauch von Unruhe in seinen Augen. „Es hat einen Preis, Lucretia. Jeder Glaube, jede neue Macht kommt mit einem Opfer.“
Währenddessen richtete Theodore Marshal seine Aufmerksamkeit auf Funkenflug, einen ehemaligen Inquisitor, der nun als Verbündeter der Darkk Lyres galt. „Und was ist mit dir, Funkenflug? Warum verweilst du noch hier, wo das Delerium dir doch alles genommen hat?“
Funkenflug starrte in die Ferne, seine Augen düster. „Vielleicht bin ich hier, um das letzte Kapitel zu beenden“, murmelte er.
Plötzlich hob die Queen of Thieves die Stimme, ihre Augen auf Elias Drexel gerichtet. „Und der Lord Commander…“, begann sie mit einem Lächeln, das keine Wärme zeigte. „Er verbirgt mehr Geheimnisse, als er zugibt.“
Drexel blieb ruhig, doch seine Augen wurden schmal. „Was meint Ihr?“
„Oh, nur das Offensichtliche“, sagte sie leichtfertig, während sie einen Schritt auf ihn zuging. „Ihr habt das Königshaus verraten, nicht wahr? Mannfred von Kessel, der Bruder von König Ulrich? Es war eure Hand, die ihm die letzte Ruhe brachte, während Ihr vorgabt, ein loyaler Lord Commander zu sein.“
Die Stille, die auf ihre Worte folgte, war fast greifbar. Die Augen der Versammelten waren auf Drexel gerichtet, der sein Kiefer anspannte. „Das sind Anschuldigungen ohne Beweis“, sagte er schließlich, doch ein Hauch von Zweifel schlich sich in seine Stimme.
„Oh, aber ich habe meine Quellen“, flüsterte sie, ihr Lächeln spitz wie eine Klinge. „Wie viele eurer Männer sind gefallen, weil Ihr an einem König festgehalten habt, dessen Fähigkeiten Ihr insgeheim verachtet habt? Wie viele Leben haben Eure Entscheidungen gekostet, Lord Commander?“
Drexels Faust ballte sich, und die Anführer der Fraktionen sahen ihn misstrauisch an. „Warum sollten wir jemandem vertrauen, der sich selbst nicht traut?“ fragte Eldrick Runeweaver leise, seine Augen scharf wie Dolche.
Als das Schweigen von Elias Drexel unerträglich wurde, wandte sich Ophelia Reed an Thamanea, deren Blick in die Ferne gerichtet war. „Thamanea, meine Tochter im Geiste, ich sehe das Leid in deinen Augen. Hast du denn kein Verlangen nach einem heiligen Licht, das all die Dunkelheit vertreibt, die sich auf dieser Welt ausbreitet? Das Delerium ist ein Fluch, und die Flamme, die ich anbiete, könnte all das Leid in dir heilen.“
Thamanea sah Ophelia an, ihre Hände zu Fäusten geballt. „Ihr sprecht von Heilung, aber ihr versteht nicht, was ich gesehen habe. Es sind nicht die Ruinen oder das Delerium allein, die diese Welt verzehren. Es sind die Mächtigen, die es missbrauchen. Eure Flamme wird nur diejenigen verbrennen, die bereits zu viel verloren haben.“ Ihre Worte hallten in der stillen Kathedrale wider, und Ophelias Augen wurden schmal.
Eldrick Runeweaver, der Thamaneas Worten aufmerksam gelauscht hatte, trat vor und richtete seine Aufmerksamkeit auf Noita. „Noita, ihr seid eine Frau, die in den Schatten der Ruinen Wissen gefunden hat. Ihr kennt das Potenzial des Deleriums, wie es auf Arkanes reagieren kann. Ihr wisst, dass es mehr ist als nur eine Waffe oder ein Fluch. Warum also all das opfern und vernichten, wie es die Paladine der Silver Order fordern?“
Noita hob den Kopf, ihre Augen funkelten. „Ich habe das Delerium und seine Macht gesehen. Aber auch die Folgen. Die Frage ist nicht, was es sein kann, sondern was es ist. Es ist ein Werkzeug, das in den falschen Händen unermessliches Leid bringen wird. Wer sagt mir, dass die Akademie nicht denselben Pfad wie die Paladine gehen wird? Sie alle wollen Kontrolle, doch was bringt uns Kontrolle, wenn wir dafür alles opfern, was uns menschlich macht?“
Eldrick schnaubte leicht, seine Stimme kalt. „Es ist nicht an der Silver Order, die Regeln für Magie und Wissen zu diktieren. Das ist der Auftrag der Amethyst Academy.“
In diesem Moment erhob sich die Queen of Thieves und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Mit einer eleganten Geste entrollte sie einen kleinen Apparat, einen unscheinbaren Zylinder, der jedoch im Inneren gefährlich glühte. „Ich denke, es ist Zeit, dass wir alle ehrlich sind“, sagte sie mit einem scharfen Lächeln. „Oscar Yoren hat für mich eine Sonderanfertigung erschaffen, bevor er aus dem Spiel genommen wurde. Das hier ist eine Deleriumbombe.“
Die Anwesenden zuckten zusammen, die Hände an Waffen und Stäben, aber die Queen hob nur eine Augenbraue. „Ihr braucht gar nicht zu versuchen, sie zu entschärfen. Denn ich bin nur eine Illusion. Ich könnte diesen Apparat fallen lassen, und alles hier würde vergehen—nur ich bliebe unversehrt. Aber ich bin nicht hier, um eure Zerstörung zu genießen. Nein, ich bin hier, um einen Handel vorzuschlagen.“
„Was wollt Ihr?“ fragte Theodore Marshall mit finsterer Miene.
„Oh, es ist ganz einfach“, antwortete die Queen of Thieves. „Ich möchte die Siegel von Drakkenheim. Das Pylakterium der Darkk Lyres, das Lord Commander’s Badge von Drexel und das Steward’s Seal der Darkk Lyres. Gebt sie mir, und ich lasse die Bombe, wo sie ist.“
Ein Moment des Schweigens folgte. Die Fraktionsführer sahen sich an, ihre Gesichter ein Bild des Widerwillens und der Zwangslage. Drexel schnaubte, während Eldrick und River finstere Blicke austauschten. Ophelia Reed sah zu Theodore Marshall und nickte leicht, während Lucretia Mathias einen warnenden Blick auf Nathaniel Flint warf. Schließlich, zähneknirschend, gaben die Darkk Lyres und der Lord Commander alle ihre Siegel an die Illusion der Königin, die sie mit einem triumphierenden Lächeln einsammelte.
„Weise Entscheidung“, sagte sie und verneigte sich verspielt. „Ich bin sicher, wir werden uns wiedersehen, wenn die Zeit gekommen ist.“ Mit leichtfüßigen Schritten wandte sie sich ab und verließ die Kathedrale unter den ungläubigen Blicken der Anwesenden.
Die Stille, die darauf folgte, war schwer. Noita sprach zuerst, ihre Stimme leise, aber bestimmt. „Wir haben heute mehr als nur unsere Siegel verloren. Wir haben einen Einblick in die Dunkelheit bekommen, die uns umgibt.“
Theodore Marshall nickte langsam. „Möge es uns zum Bündnis bewegen, das richtige zu tun.“
„Die Silver Order wird das Licht der Sacred Flame über diese Stadt bringen“, verkündete Ophelia Reed. „Aber vielleicht braucht es mehr als nur unser Licht.“
Am Ende des Treffens schlossen die Dark Lyres und die Silver Order ein loses Bündnis, unterstützt durch die Akademie und die Hooded Lanterns. Noita hatte argumentiert, dass einige der Menschen in Drakkenheim noch gerettet werden konnten, und die Silver Order sah darin einen Hoffnungsschimmer. Ophelia Reed erklärte, dass sie den Altar in der Kathedrale neu im Namen der Sacred Flame weihen würde, aber sie versicherte, dass die Silver Order ihre nächsten Schritte genau beobachten würde. Denn trotz des Bündnisses lag ein schwerer Schatten über allen Anwesenden.
Die Dunkelheit der Kathedrale von Saint Vitruvio hatte die Herzen der Anwesenden beschwert, und als die Darkk Lyres die Kathedrale verließen, fühlten sie sich schwer und entmutigt. Die Worte der Queen of Thieves hallten noch in ihren Köpfen wider, und das Gefühl der Ohnmacht gegenüber den Mächten, die über Drakkenheim schwebten, lastete auf ihnen.
Thamaneas Gedanken richteten sich an die Zisterne unter dem Slaughterstone Square. Die Erinnerungen an die selbst ernannte Herzogin im unterirdischen Badehaus flossen durch ihren Geist. Crois hatte im Wasser der Herzogin gebadet, und sie erinnerte sich an den glühenden Blick, den er in diesem Moment gehabt hatte. Genau denselben Blick sah sie gerade in seinem Gesicht. Er war nicht mehr derselbe gewesen.
Mit einem plötzlichen Entschluss wandte sich Thamanea an die anderen. „Ich weiß, was mit Crois geschehen ist. Die Herzogin hat ihn verzaubert. Wir müssen ihn heilen.“
Die anderen, anfangs überrascht von ihrer Entschlossenheit, schlossen sich bald ihrem Vorhaben an. Thamanea hatte in den Katakomben der Kathedrale von Saint Vitruvio eine Gebetskette gefunden, ein Relikt, das offenbar die Macht hatte, Verzauberungen zu brechen. Sie stellte sich neben Crois, die Gebetskette in ihren Händen. „Crois, ich werde dich zurückholen“, flüsterte sie und begann zu zaubern.
Die Kette glühte auf, und mit jedem Wort, das Thamanea sprach, spürte sie, wie das Band der Herzogin bröckelte. Crois’ Körper zuckte, und schließlich öffnete er die Augen, als die Magie der Herzogin sich von ihm löste. „Thamanea? Was ist passiert?“, fragte er verwirrt und atmete schwer.
„Du warst verzaubert und im Bann dieser Herzogin. Jetzt bist du frei“, antwortete Thamanea erleichtert. Ein Lächeln breitete sich auf Crois’ Gesicht aus, und die Dunkelheit, die ihn gefangen gehalten hatte, war verschwunden.
Nachdem sie Crois geheilt hatten, beschlossen die Darkk Lyres, sich eine Auszeit von den unermüdlichen Kämpfen in Drakkenheim zu gönnen. Sie reisten nach Emberwood, wo sie im Red Lion Hotel Zimmer für zehn Tage buchten. Die Luft war frischer, und die Wälder um sie herum waren ruhig, ein willkommener Kontrast zu der drückenden Atmosphäre der Stadt.
Während ihrer Zeit in Emberwood hatten sie auch die Gelegenheit, einige der Schätze und Relikte, die sie in Drakkenheim gesammelt hatten, zu verkaufen. Es war ein wenig Gold, das sie nutzen konnten, um ihre Ausrüstung zu verbessern und sich auf die nächsten Abenteuer vorzubereiten.