Session 8 – Ein Brief aus der Vergangenheit

Die Darkk Lyres bewaffneten Petra mit einem Dolch und Wurfspeeren, bevor sie zur Kammer vordrangen, in der sich laut Petra die Delerium-Geode befand. Die Spannung lag schwer in der Luft, während sie sich durch den düsteren Korridor schlichen, der von schwachem Kerzenlicht am anderen Ende erhellt wurde.

Plötzlich hörte Noita aus einem Seitengang ein Geräusch. Sie näherte sich vorsichtig und entdeckte einen schlafenden Ratling in seinem Nest. Mit ihrem Katana beendete sie sein ruhiges Nickerchen und sorgte dafür, dass er für immer schlief.

Die Gruppe schlich weiter zur Höhle, in der die Delerium-Geode vermutet wurde. In der Ferne konnten sie die Ralting-Schamanin sehen, die fanatisch mit dem Erz sprach. “Wie viele benötigst du? Wir können noch mehr verschlingen, aber du musst mir sagen, wo das Glitzerzeug ist”, flüsterte sie mit rauen Stimmbändern. Während sie sprach, spiegelte sich ihr rattenartiges Gesicht in der Oberfläche des Kristalls wider. Ihr weißes Fell war von Mutationen gezeichnet. Sie hatte rote, glühende Augen, die von einem wirren Wahnsinn zeugten, und ihre spitzen Zähne waren mit getrocknetem Blut befleckt. Ihr kahlköpfiger Kopf war von Narben und tiefen Schnitten gezeichnet, die ihre fanatische Hingabe an den Rattengott symbolisierten.

Die Darkk Lyres versuchten sich anzuschleichen, doch die Schamanin entdeckte sie plötzlich und schlug Alarm. Ein ohrenbetäubendes Kreischen erfüllte die Höhle, während weitere Ratlings aus den nahegelegenen Nestern herbeieilten. Inmitten des Chaos wurde die Schamanin von einer unsichtbaren Barriere umhüllt und entzog sich den Blicken der Gruppe.

Noita entdeckte einen dunklen Riss über den Kadavern von zerfleischten Ratlings, welche noch von den kannibalistischen Ritualen übrig waren. Sie erkannte die Chance zur Flucht und öffnete den Schattenriss zu einem Portal. Auf Befehl von Crois, dem geübten Kämpfer der Darkk Lyres, schnappte sich sein Echo den Deleriumbrocken und sprang hinter Noita durch das Portal.

Währenddessen kämpften Thamanea, Crois und Petra gegen die angreifenden Ratlings, um sich einen Weg zum Portal von Noita zu bahnen. Plötzlich tauchte die Schamanin auf, entsetzt über das Verschwinden der Geode. Sie rannte wütend zum Portal, wurde jedoch von einer mysteriösen magischen Kraft zurückgestoßen. Vor Wut ließ die Schamanin einen flammenden Fächer auf Crois und Thamanea los, der sie in loderndes Feuer hüllte.

Thamanea, Crois und Petra schafften es knapp in das neblige Portal und fanden sich auf einer anderen Existenzebene wieder. Das Shadowfell war ein Ort der beklemmenden Finsternis, in dem Licht nur eine begrenzte Rolle spielte und die Dunkelheit allgegenwärtig war. Der Himmel war von tiefem Schwarz, frei von Sonne, Mond oder Sternen, und alles schien, als ob die Farben ausgelaugt wären, nichts als Schwarz und Weiß hinterlassend.

Sie betraten einen verfallenen Keller mit mehreren Zellen und rostigen Gittertüren. Die Dunkelheit umhüllte sie, aber das magische Licht von Thamanea spendete ihnen ein wenig Helligkeit, nachdem Petras Fackellicht von der Dunkelheit verschluckt wurde.

Aus den wabernden Schatten schälte sich eine abscheuliche Kreatur, die sich für die Wache in diesem Gefängnis hielt.
Der Wächter war eine tödliche Aberration, die einer schwebenden Sphäre aus verbranntem Fleisch ähnelte. Sein Körper war von einer gähnenden Kieferöffnung durchzogen, über der sich ein einzelnes, gewaltiges Auge befand. Die vier Augenstiele, die aus dem Körper ragten, musterten die Ankömmlinge argwöhnisch.

Das seltsame Wesen redete wirres Zeug und weigerte sich, die Gruppe gehen zu lassen. Es glaubte, sie müssten wegen Ketzerei weitere 20 Jahre in diesem Kerker verbringen, als Strafe für ihren angeblichen Meister.

Das Gespräch mit dem Wächter wirbelte noch mehr Fragen auf, und Noita beschloss, ein neues Portal zu öffnen, in der Hoffnung, dass es sie zurück auf den Kontinent Westemär führen würde, bestenfalls zuück nach Drakkenheim. Alle schafften es durch das Portal, außer Thamanea, die von einem lähmenden Strahl aus dem zentralen Auge des Wächters getroffen wurde.

Zum Glück kehrte Crois durch das Portal zurück und zog den schlaffen Körper von Thamanea hindurch. Verwirrt und erschöpft fanden sie sich im Keller der Rat’s Nest Tavern wieder. Das Geschrei und Chaos der Ratlings war von den Höhlen zu hören. Die Ratlings suchten nach ihnen.

Als die Lähmung langsam aus Thamaneas Knochen wich, eilten sie zum Sheperd’s Gate, angeführt von Petra. Nach einer halben Stunde erreichten sie das Stadttor, das unter der Kontrolle der Hooded Lanterns Lag. Hölzerne Barrikaden und Ballisten auf den Turmspitzen sollten die Schrecken aus Drakkenheim aufhalten. Die Hooded Lanterns erkannten Lieutenant Petra und öffneten das schwere Eisentor.

Sie wurde von ihren Kameraden begrüßt und mit Fragen bombardiert, um herauszufinden, was geschehen war. Ihr noch verletzter Bruder Ansom nahm sie in den Arm und war erleichtert, dass sie sicher zurück war.

Der Gate Captain Jacob Slovak, in schwerer Plattenrüstung und grünem Umhang, trat auf die Darkk Lyres zu. Er bedankte sich bei den Darkk Lyers für Petras Rettung und erkundigte sich nach ihren Namen. Er bot ihnen Rast und Heiltränke am gemeinsamen Lagerfeuer an, doch die Gruppe lehnte ab.

Crois erkundigte sich bei Jacob nach Nathaniel Flint. Jacob hatte von ihm gehört, aber ihn nie gesehen. Er erzählte ihnen, dass Nathaniel Flint Pilger von Emberwood nach Drakkenheim zum Falling Fire begleitete.

Die Darkk Lyres reisten zurück nach Emberwood und trafen in den Ruinen auf einen Troll, der auf dem Weg zum King’s Gate war. Der Troll hielt sie für leichte Beute, doch Noita zwang ihn mit einem Einflüsterungszauber dazu, abzuhauen und die Rat’s Nest Tavern kleinzuschlagen.

In Emberwood trafen sie River in ihrem Zimmer im Red Lion Hotel. Sie war zufrieden mit der Delerium-Geode, da sie groß und rein genug für die Forschungen von Eldrick Runeweaver war. Als Belohnung für das zusätzliche Delerium schenkte sie ihnen einen Nimmervollen Beutel, mit dem sie noch mehr aus Drakkenheim bergen konnten.

River arrangierte Zimmer für die Darkk Lyres im Hotel, und die Gruppe gönnte sich eine Nacht in der luxuriösen Unterkunft, um sich von den Strapazen zu erholen.

Beim Abendessen im Speisesaal zeigte Thamanea zum ersten Mal den anderen beiden ihren gut gehüteten Brief, der sie nach Drakkenheim geführt hatte. Eldrick Runeweaver hatte bei ihrer letzten Unterhaltung von Adelshäusern gesprochen und das Kleinberg Estate sowie den Pale Man erwähnt. Thamanea entschied, dass es an der Zeit war, ihre Motivation zu enthüllen.

Crois las den fast ein Jahr alten Brief vor, der nur einen einzigen kryptischen Satz enthielt: “The Noble Man, in his noble home. Withered, old, and all alone. His stare can chill you to the bone, a pale man on a pale throne.”

Sie wussten alle nicht viel damit anzufangen, außer dass Noita auch zum Kleinberg Estate musste. Sie beschlossen, in Zukunft in dieser Angelegenheit in Emberwood herumzufragen.

Als Thamanea auf ihr Zimmer ging, kamen die Anführer der Caspian Expedition, Jupiter Jones und Lemminton Withalf, vom Nebentisch auf sie zu. Jupiter Jones war ein breitschultriger menschlicher Krieger mit einem gemeißelten Kiefer und scharfen Gesichtszügen. Sein Herold war ein schmieriger, menschenfeindlicher Gnom-Barde mit einer zwielichtigen Persönlichkeit. Sie wurden von einem adligen Haus aus Caspia auf diese Expedition nach Drakkenheim entsandt.

Jones hatte von den Darkk Lyres gehört und wollte Informationen darüber, ob sie bereits einen sicheren Weg hinter die Stadtmauern von Drakkenheim gefunden hatten. Er war bereit, dafür zu bezahlen.

Da Crois und Noita keine Informationen hatten, schlug Jones vor, dass sie sich bei der Black Ivory Inn nahe dem King’s Gate umschauen sollten. Dort sollte es einen alten unterirdischen Schmugglertunnel ins Stadtinnere geben. Allerdings kam nie jemand von dem Gasthaus zurück, um genaueres zu berichten. Jones bot den Darkk Lyres 900 Goldmünzen an, wenn sie sich dort umschauen und innerhalb von zwei Wochen Informationen liefern würden.

Der Tag neigte sich dem Ende zu, und alle schliefen seit Wochen wieder tief und fest in dem gemütlichen Hotel, während ihre Gedanken von den bevorstehenden Abenteuern durchzogen wurden.

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