Tagebucheintrag 1. Ingerimm von Ciana
Tag 1
Heute war ein guter Tag zur Einfahrt zurück in die Heimatstadt. Die Sonne schien die gesamte Schifffahrt über auf dem Weg zurück in den Südhafen. Wie aus der alten Sage von Edan und Avinia hervorkommenden Sprichworts: “Das halbe Herz bleibt immer in Havena”. Nichts ist schöner als die Heimat. Meine mysteriöse, melancholische und gleichzeitig wunderschöne Heimatstadt Havena.
Auf der Schifffahrt begegnete ich erstmals dem berüchtigten Cullain Nebelstecher, gleichzeitig ein Frauenaufreißer, wie ich schon aus den Erzählungen von ihm hörte. Bestätigte sich auch zugleich, er machte einem direkt schöne Augen, wohl in der Hoffnung eine Bleibe für die nächste Nacht zu finden. Da muss er sich bei mir noch um einiges bemühen, ich hatte andere Pläne für den Tag. Mit mehreren Flaschen des Zauberelixiers Wasserodem im Gepäck war ich eigentlich unterwegs für einen Schmuggelauftrag. Bis ich aber auf eine Gruppe von fünf Reisenden traf, die mein Interesse weckten. Die Schwarzmagierin von ihnen bat sogleich um meine Schmuggeldienste, die ich jedoch ohne sie zu kennen, nicht ohne Entgelt machen wollte. Es ist schließlich eine riskante Arbeit, ich möchte meine Kunden kennen bevor ich um Efferds Segen für den Auftrag bitte! Die Elfin Lauriel war es dann, die Aryas kleinen Mitreisenden (einen kleinen Drachen!) durch einen Unsichtbarkeitszauber durch den Zoll schmuggelte. Die Elfin hat es drauf, das muss man ihr lassen.
Von Cullain erfuhren wir, dass zur Zeit meiner Abwesenheit von der Stadt die letzten Tage, es wohl gehäuft zu Übergriffen von Neckern an den Bürgern Havenas kam. Den Grund könne man sich wohl nicht erklären. Es wurden wohl gehäuft Moorleichen am Hafen gesichtet, Menschen verschwinden spurlos aus der Stadt oder werden tot aufgefunden. Für mich nichts neues, den Reisenden schien diese Geschichte aber neu und sie fragten mich, ob ich bei den Untersuchungen für gutes Geld mithelfen würde. Sobald Geld für mich dabei raus springt bin ich natürlich dabei, was für eine Frage!
Durch die Zollkontrolle kamen wir mühelos hindurch, dank meiner Kontakte und der Bestechung eines anderen Zollbeamten durch Arya.
Direkt nach unsrer Ankunft im Hafen wurden wir direkt überrumpelt: eine Frau am Hafen schrie, halb am ertrinken, um Hilfe. Zairi, Zahir und Vito konnten sie aus dem Wasser ziehen und vor einem grausigen Tod bewahren. Die Frau entpuppte sich als die Besitzerin des berühmten Wachsfigurenkabinetts der Stadt, Urlabet Niomaras. Sie behauptete am Hafen plötzlich von algigen Händen in die Tiefe gezogen würden zu sein, die ihr Hab und Gut vom Leib rissen und sie in die Tiefe ziehen wollten. Vermutlich ein Necker dachten wir und beschlossen der Sache auf den Grund zu gehen. Als Dank für unsere Dienste, gab uns Urlabet Freikarten für die neue Ausstellung im Wachsfigurenkabinett. Nicht mal ein bisschen Silber für den Dienst, da gibt man einem Necker Wein und wird dafür nicht einmal ordentlich belohnt. Aber wer weiß, vielleicht kommen uns die Freikarten in Zukunft zu Gute.
Der alte Muhrsapengesell der Gruppe, Vito, wurde am Hafen direkt von einem Jungen über den Tisch gezogen. 2 Silber hat er ihm für die Havener Fanfare gegeben, sag mal, kennt er sich nicht mit den Regeln der Straße aus? Das wird wohl Efferds Strafe sein, dafür dass er zuvor einen Matrosen auf dem Schiff hinters Licht geführt hat. Dafür erfuhren wir anhand der Fanfare, dass es wohl eine mysteriöse Sichtung eines Reisenden namens Dal im Gasthof zum goldenen Drachen gegeben hätte, der ein seltsames Buch mit einem schwarzen Auge mit sich führt. Meine neuen Gefährten waren von dieser Information sofort aufgewühlt und beschlossen, die Untersuchungen der Havener Geschehnisse vorerst zu verschieben und zuerst das Gasthof aufzusuchen. Ob ihnen bewusst war, dass wir dafür ins dunkle, heruntergekommene Orkendorf mussten? Haben die Glück, dass sie mich dabei haben und ich die Stadt wie meine rechte Hand kenne.
Im Gasthaus trafen wir auf seltsame Gestalten, die ebenfalls auf der Suche nach Dal waren. In Dals gebuchtem Zimmer fand Arya einen Zettel mit Koordinaten und der Inschrift “Galvin Inverick, Treffpunkt Unterstadt. Y.” Wohin die Koordinaten führten konnte selbst ich nicht bestimmen. Die Gestalten aus der Gaststätte teilten Vito mit, falls wir Arbeit suchen würden, ihren Arbeitgeber könnten wir wohl in Wolters Krämerladen auffinden.
Die Gefährten und ich beschlossen, um uns die Koordinaten auf der Karte bestimmen zu lassen, könnten wir zur Seelotsenschule und dort Hilfe aufsuchen. Auf dem Weg dorthin umgingen wir geschickt einer Wegzoll Falle. Diese Bastarde sollen sich in den Nebel scheren, für ihren Geplänkel und Betrügereien habe ich heute keinen Nerv.
Auf dem Weg zur Seelotsenschule mussten wir über die Krakeninsel. Eine alte Dame warnte uns davor, je 2 Silber zu zahlen bevor wir die Brücke überqueren, zum Schutz vor dem Dämon Charyptoroth. Meine Gefährten diskutierten lange, ob das denn nötig sei. Ich habe natürlich gleich gezahlt, im Namen Efferds, ich riskiere auf keinen Fall von einem Dämon heimgesucht zu werden! Sogar Arya verspürte wohl eine dämonische Kraft an der Brücke, wie sie mir auf dem Weg zuflüsterte. Noch kann ich nicht sagen, ob sie die Dämonen nur faszinieren oder ob sie sich in ihren kreisen bewegt, irgendwie ist sie mir etwas unheimlich. Ich werde sicherheitshalber meine Aquamarin Kette zum Schutz im Efferd Tempel segnen lassen.
Auf halber Strecke entschieden wir uns dafür, die Seelotsenschule doch erst am darauffolgenden Tag aufzusuchen und zuerst zum Efferd Tempel zu gehen, um den gut bezahlten Auftrag anzunehmen, durch die Häfen der Stadt zu patroullieren und die Konflikte zwischen den Neckern und Bürgern möglichst friedlich zu lösen und den Grund für die Übergriffe heraus zu finden. Im Tempel trafen wir auf Graustein, dem höchsten aller Efferd Geweihten der Stadt. Er erklärte uns die Lage und wie erhofft ist die Bezahlung für den Auftrag sehr gut. 12 Silber pro Nachtpatrouille, 24 Silber pro Nachtpatrouille mit Beweis einer Begegnung bzw evtl Konfliktlösung mit den Neckern, 900 Silber für die komplette Beseitigung des Problems. Die Bezahlung pro Nacht könne man sich immer am nächsten Morgen im Tempel abholen. Zusätzlich erfuhren wir, dass eine “Hexe” namens Branwen uns dabei eventuell behilflich sein könnte, da sie angeblich die Sprache der Necker könne. Uns wurden die Stadtteile Unterfluren und Feldmark für die Nacht eingeteilt und wir brachen sofort auf.
Die Sonne ging schon unter als wir über den Damm liefen. Mir und Zairi fiel eine Leiche im Wasser auf, auf der Dammseite der Unterstadt, die von einer länglichen Schattengestalt im Wasser in die Tiefe gezogen wurde…
Am Damm trafen wir noch eine Gruppe an Kindern, die eine Mutprobe machen wollten. Sie wollten einen Jungen in den Spukspeicher schicken, in dem es von Geistern nur so wimmeln soll. Ich dachte ich könnte dem Jungen die Tat ausreden indem ich behauptete, ich sei selbst dort drin gewesen und es gäbe nichts sehenswertes dort. Jedoch schien diese Aussage die Kinder erst recht zu der Tat anzuzetteln. Wenn sie nicht auf einen Erwachsenen hören, was soll ich da noch machen? Liegt nicht an mir das Leben aller Havener Kinder zu retten.
Weiter Richtung Unterfluren kamen wir an der Pension Flussdämon vorbei. Da ich dort öfter mit meinen Schmuggelgeschäften auf Kunden treffe, kenne ich den alten grausigen Besitzer Vornan Taahc nur zu gut, er erzählt immer so viele alte Seemansgeschichten über die Unterstadt. Ganz interessant zum zuhören, wobei mir trotzdem dabei immer ein kalter Schauer den Rücken hinunter läuft.
Zahir kam auf die Idee, ein Lagerhaus auszurauben, dass sehr wohlhabend bestückt aussah. Meine Goldnase sagt zu solchen Aktionen nie nein und das Schlösserknacken war ein Witz, klappte alles wie am Schnürchen, dem Efferd sei dank. Wir kamen mit ordentlich guter Beute davon, davon werde ich einiges wohl zu späterer Zeit auf dem Hehler Markt für gutes Geld verkaufen können. Einige meiner Gefährten sind wohl doch nicht so scheinheilig gut wie ich dachte. Das verspricht in Zukunft noch viel Spaß und am wichtigsten, noch viel mehr Geld!
In Unterfluren angekommen sahen wir schattige Gestalten, die jedoch im dichten Nebel sofort verschwanden und nicht mehr aufzuspüren waren. Dafür trafen wir auf einen Zimmermann, dessen Vorratskeller von einer Unmenge an Wolfsratten infestiert wurde. Arya und Vito bekämpften die Wolfsratten erfolgreich und sie wurden mit Silber für die Rattenbeseitigung entlohnt. Am Horizont ging danach auch schon die Sonne auf und man merkte uns allen die Erschöpfung des langen Tages an. Wir würden wohl zur späteren Stunde unsere Reise fortsetzen.