Session 10 – Rügenwalder

Die Kutsche bog nach links gen Osten ab. Der Regen war unerbittlich, und das laute Prasseln der Tropfen auf das Kutschendach brachte jedes Gespräch zum Erliegen.

Auf halbem Weg Richtung Groglir offenbarten sich einige Häuser, die sich an der Straße angesiedelt hatten. Stille Blicke folgten der Kutsche, die auf den Hauptplatz fuhr. In der Grauen Mähre wurden sie von Marius Hasenjäger bewirtet. Dieser erzählte, dass das Dorf Raubach, in dem sie sich befanden, sich auf die Hochzeit seines Sohnes Nikolas vorbereitete. Der beständige Regen sorgte aber dafür, dass die Jäger des Dorfes jeden Abend aufs neue erfolglos nach Hause zurückkehrten.

Er erkannte die Gegenstände, die die Gruppe bei sich trug, als die der Zwergenkaravanne, die Raubach vor kurzem durchquert hatte. Der Tod der Zwerge erkläre auch, wieso seine Getränkelieferung nicht eingetroffen war – diese hatte sich auf einem der Briefe gefunden, die die Suchenden bei den Zwergen gefunden hatten und die vollkommen durchgeweicht und unleserlich geworden waren.

Ein blonder Mann mit tadelloser Rasur betrat die Taverne ebenfalls, griff nach einem Bier und zog sich in die entgegengesetzte Ecke zurück, wo er im Kerzenschein über einem Blatt Papier zu brüten begann.

In der Eile, die die Gruppe hatte, packten sie ihre Sachen schnell zusammen und fuhren noch am selben Tag weiter. Ethan hatte nach einer genaueren Wegbeschreibung nach Groglir gefragt, und mit dieser Hilfe war es kein großes Problem mehr, den richtigen Weg zu finden. Sie fuhren bis in die tiefe Nacht, bevor sie ihr Lager aufschlugen. Schnell war Feuerholz gesammelt und das Abendessen zubereitet.

Ethan zog Malus zur Seite, weil er sich Antworten über seine eigene Magie erhoffte. Dieser erklärte ihm nach einem kurzen Studiums eines von Ethan’s Schwertern, dass es sich um eine Art von Blutmagie handelte, die schon vor dem Krieg bekannt gewesen war. Das Konzept der Blutmagie war, dass sie das Blut einer Person wie eine Energiequelle behandelte, was im Kern nichts falsches sei, aber Aufgrund von Missbrauch einen schlechten Ruf bekommen hatte.

Ethan’s Magie, so fuhr er fort, sei grundsätzlich von göttlicher Natur. Doch da sie sich aus einer Quelle zu speisen versuchte, die nicht mehr existierte, griff sie stattdessen auf Ethan selbst zurück.

In der Nacht versuchte Basteth, das Zauberbuch von Malus zu öffnen. Sie hatte es ihm während des Schlafes entwendet, doch das Buch weigerte sich standhaft, sich ihr zu öffnen.

Als der Morgen anbrach, hatte sich der Regen endlich verzogen. Zum ersten Mal seit Tagen konnten die Suchenden das Blau des Himmels sehen. Aalgana flog mit Basteth’s Hilfe empor, und es gelang ihr aus der Luft, den Weg zu erkennen. So war der zweite Abschnitt der Reise kein Problem mehr, und frohen Mutes reisten die Suchenden ins Gebirge.

Zur Mittagsstunde kamen sie auf einen Schotterplatz, auf dem ein Zwerg names Jonah eine Stulle aß. Er hatte einen Karren mit zwei Fässern dabei, von Bergziegen gezogen. Er stellte sich als Brenner vor, der auf der Suche nach exotischen Aromen sei, die er im Tal zu finden gedachte.

Malus präsentierte einen Beutel, aus dem sich wundersamerweise ein Quell von Gewürzen befand. Zwar konnten sich Malus und Jonah nicht über den Preis für den Beutel selbst einig werden – doch für den Gegenwert eines ungeschliffenen Diamanten war Malus bereit, eines der Fässer von Jonah mit seinen Gewürzen zu füllen.

Hierauf bot sich Jonah an, die Gruppe nach Groglir zu führen, nachdem sein Ziel, interessante Aromen zu finden, erledigt war. Über einen Bergkamm führte er die Suchenden zu den Toren Groglirs, die stolz und mächtig in eine Gebirgswand gebaut worden waren.

Und so ließen die Suchenden das Tageslicht hinter sich, und stiegen hinab in das Herz des Berges, wo die Stadt Groglir in einer immensen Höhle errichtet worden war. Wie ein roter Sternenhimmel trotzten die Lampen der Zwerge der allgegenwärtigen Dunkelheit der Höhle. Scharen von Zwergen strömten um sie, und Jonah führte sie zu der Taverne seines Bruders Holmen.

Zwei begabte Pauker spielten dort vor dem Publikum, und nachdem Basteth ihre Laute hastig eine Oktave tiefer gestimmt hatte, dröhnte das Schlagen der Steinkrüge auf den Tischen schnell in die Straßen um die Taverne.

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