Session 11 – Operation Medusa

Die Darkk Lyres hatten sich vorgenommen, Königin Lenore von ihrem düsteren Albtraum zu erlösen und sie aus der gefährlichen Grotte des Queen’s Park zu befreien. Der nächste Morgen brach an, als Thamanea die Kontaminierung von Crois und Noita heilte, indem sie den mächtigen Ritualzauber wirken ließ. Die heilende Magie floss durch ihre Hände und bannte die finstere Energie, die sie bedrohte. Nachdem die beiden ihre Gesundheit wiedererlangt hatten, entschied sich Crois, im Bark & Buzzard einzukehren, um einen Trunk zu genießen.

Während Crois sich dem Tavernengemüt hingab, tauschte er sich mit einem Ranger der Hooded Lanterns aus, der ihm von Saint Selina’s Monastery erzählte. “Saint Selina’s Monastery, sagst du?”, fragte Crois den Ranger der Hooded Lanterns, der am Tresen neben ihm stand. Die Sorge in seiner Stimme verriet sein tiefes Interesse an diesem geheimnisvollen Ort. Der Ranger nickte und erzählte von den Überzeugungen der Falling Fire und der sicheren Zuflucht des Klosters. Hunderte von Pilgern hatten sich dort unter der Führung ihrer Prophetin Lucretia Mathias niedergelassen. Mit diesen neuen Informationen kehrte Crois zu seinen Gefährten zurück.

Nachdem Thamanea ihre Heilzauber vollbracht hatte, ruhte sich die Gruppe den restlichen Tag aus. Die langen Nächte der Reise und die Gefahren des tiefen Nebels hatten ihre Spuren hinterlassen, und ein Moment der Erholung war dringend notwendig.

Doch in der folgenden Nacht wurde Thamanea aus ihrem Schlaf gerissen. Die laute Feier im Bark & Buzzard drang durch ihr Fenster, begleitet von den aufgeregten Stimmen zweier Dorfbewohner, die sich in ihrer Nähe unterhielten. “Die Silberplatten mischen sich in unsere Angelegenheiten ein”, hörte sie einen der Dorfbewohner sagen. “Sie glauben, sie könnten alles besser machen, aber wir sind bisher gut alleine zurechtgekommen”, fügte der andere hinzu. Thamanea spürte die Unzufriedenheit in ihren Worten und ahnte, dass das Eingreifen der Silver Order das Dorf gespalten hatte.

Am nächsten Morgen brach die Gruppe früh auf und begab sich zum Old Watchtower in Emberwood. Dort trafen sie auf Raine Highlash, die gerade Rekruten der Hooded Lanterns auf dem Gelände trainierte. Die holprigen Straßen des Dorfes führten sie zu dem beeindruckenden steinernen Turm. Raine, eine gestandene Kriegerin mit raubvogelähnlichem Blick, begrüßte sie streng aber freundlich. Raine gab der Gruppe einen wichtigen Auftrag. Sie sollten die versteckten Vorratslager der Hooded Lanterns rund um den Market Square Plaza in Drakkenheim wieder auffüllen. Für diese gefährliche Mission stattete sie sie mit speziell konservierten Vorräten, Ausrüstung und Heiltränken aus. Doch bevor sie loszogen, hatte Crois eine brillante Idee, wie er die Rekruten motivieren konnte. Ein Schaukampf sollte sie für die bevorstehenden Aufgaben stärken.

Die Spannung lag in der Luft, als die Rekruten gespannt zusahen, wie Crois und die junge Hooded-Lanterns-Rekrutin Alicia Martell ihre Schwerter kreuzten. Ein Aufschrei ging durch die Menge, als Crois zu Beginn des Kampfes einen heftigen Glückstreffer einstecken musste. Doch sein geschickter Umgang mit seiner Gleve und seine Erfahrung gaben ihm den Sieg, und Alicia gratulierte ihm fair zu seinem Erfolg.

Von Raine verabschiedet, machte sich die Gruppe schließlich auf den Weg nach Drakkenheim. Die Silhouette des Clockwork Tower tauchte am Horizont auf, als sie auf dem Champion’s Way wanderten. Doch etwas zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein Turm, umgeben von den Bannern der Silver Order, erhob sich majestätisch in der Ferne. Sie näherten sich vorsichtig und erkannten ein Militärlager, das den Hauptweg von Emberwood nach Drakkenheim belagerte.

Die Darkk Lyres entschieden sich, das Lager zu meiden, und erreichten schließlich das Sheperd’s Gate auf der westlichen Seite der Stadt. Hier sprachen sie kurz mit dem Gatecaptain Jacob Slovak und deponierten die Vorräte von Raine bei der Schmiede.

Danach begaben sie sich zur Drakkenheim Garnison, um Lord Commander Elias Drexel zu treffen. Dort angekommen, trafen sie auf Drexel und zwei Soldaten der Royal Guard, Gideon und Helena. Gemeinsam schmiedeten sie einen Plan, um Königin Lenore aus der Grotte des Queen’s Park zu eskortieren. Drexel erwähnte die Gildenhalle beim Clockwork Tower und die möglichen Baupläne, die ihnen helfen könnten, sich im Haze des Parks zurechtzufinden.

Eine hitzige Diskussion entbrannte zwischen Gideon und Helena darüber, ob sie die Pläne beschaffen sollten. Helena wollte auf Nummer sicher gehen und sie bergen, während Gideon meinte, dass sie sich zuerst mit den gefährlichen Harpyien beim Markt auseinandersetzen müssten und zu viel riskieren würden.

Schließlich einigte sich die Gruppe darauf, zur Gildenhalle zu gehen. Gemeinsam mit Gideon und Helena machten sie sich auf den Weg, die dunklen Straßen von Drakkenheim zu durchqueren.

Am Market Square Plaza gelang es ihnen, unbemerkt an den gefährlichen Harpyien vorbeizuschleichen, die über den Platz flogen und Ausschau nach leicht zu fangender Beute hielten. In der eingestürzten Gildenhalle fanden sie schließlich die Pläne des Queen’s Park. Helenas aufmerksame Augen erspähten auch einen Keller, der womöglich die Reichtümer von Drakkenheims ehemaligen Gilden barg. Allerdings wurde das Gemäuer von rastlosen Geistern geplagt, weshalb sie sich diese Option offen ließen und zum Queen’s Park weiterzogen.

Die Pläne erwießen sich als hilfreich und die Gruppe fand binnen einer Stunde einen Weg durch das dichte Haze zu den Gärten der königlichen Grotte. Dort wurden sie jedoch von modrigen Kreaturen angegriffen, die jaulend aus dem bisher ruhigen Wasser der umliegenden Teiche stiegen. Die finsteren Wesen drohten, die Gruppe zu überwältigen, doch sie kämpften unerschrocken weiter, obwohl die betörenden Pollen der Seerosen sie zu schwächen drohten. Mit aller Kraft kämpften sie sich durch den Garten und erreichten schließlich die Türen zur Grotte. Mit einem Gefühl der Erleichterung flüchteten sie in die sichere Dunkelheit. Für einen kurzen Moment konnten sie sich um ihre Wunden kümmern.

Die Dark Lyres stiegen vorsichtig die Treppe hinab und betraten eine kreisförmige gewölbte Kammer, die mit atemberaubenden Mosaiken geschmückt war. Die detaillierten Muster zeigten magische Wassergebilde wie Meerjungfrauen, Nymphen und Wassergeister, die sich in entzückenden und extravagant-alltäglichen Aktivitäten vergnügten. Die Szenen schienen zum Leben zu erwachen, als die Meerjungfrauen Sport trieben, die Nymphen Mahlzeiten genossen und die Wassergeister sich mit irdischen Liebhabern vergnügten. Die Kammer war angenehm kühl, und eine angenehme feuchte Geruchsfülle die Luft, begleitet von dem beruhigenden Klang von plätscherndem Wasser, der den Gang hinabhallte.

Im Zentrum der Kammer stand ein runder Brunnen mit einer nympfenähnlichen Figur, die anmutig einen Dreizack und eine Vase hielt. Wasser floss aus der Öffnung und füllte den Brunnen mit kristallklarem Wasser. Der Brunnen war von bemalten Keramikvasen, Glassammlungen und losen Münzen umgeben.

Die gestuften Höhlen verschmolzen schließlich zu einer rechteckigen Kammer, als sie tiefer in die Grotte vordrangen. Ein Teil der Kammer war aus fertigem Mauerwerk, während der Rest grob gehauen war. Die Kammer war mit zwanzig Statuen von Königin Lenore von Kessel geschmückt, die die langen Wände säumten. Am Ende der Kammer befand sich eine große Statue der königlichen Familie mit König Ulrich, Königin Lenore und ihren beiden Töchtern. Leider waren die Gesichter jeder Statue, die Königin Lenore darstellte, grausam abgeschlagen worden.

Weiter in den Tiefen des unterirdischen Teichs fanden die Dark Lyres Lenores verborgenes Refugium in der riesigen künstlichen Höhle. Der Teich glühte sanft in prismatischem Licht und war mit Dutzenden von lila-pinken Lilien geschmückt. Die gewaltigen Wurzeln der Bäume von oben brachen an einigen Stellen durch die Decke und reichten hinab, um das leuchtende Wasser zu trinken.

Mitten im Raum befand sich eine exquisit gepolstertes Samtliege mit goldbemalten Armlehnen und üppigen Kissen, das auf übereinanderliegenden gewebten Teppichen stand. Um die Möbel herum befand sich das umfangreiche Gepäck einer fabelhaft wohlhabenden Adligen. Eine Mahagoni-Kommode quoll über vor prahlerischen Roben, modischen Kleidern, mehrfarbigen Perücken, übergroßen Hüten und fantastisch unpraktischen Schuhen. Eine Eichen-Truhe war randvoll mit aufwändigem Schmuck gefüllt, während mehrere kleinere Behälter, Koffer und Körbe mit weiterer Kleidung, Kunstwerken, Edelsteinen und Münzen überquollen.

Und dort, inmitten ihrer prachtvollen Habe, stand das melancholische Wesen selbst – Königin Lenore. Sie war sechs Fuß groß, mit langen, dünnen Gliedmaßen, die steif und rissig wie Stein erschienen. Ihr Haar war ein wogendes Knäuel aus dicken, feuchten Tentakeln, die in zahnbesetzten Mäulern endeten. Sie trug eine Smaragdkette und ein zerschlissenes schwarzes Ballkleid, während sie ihr Haar mit einem Schal und ihr Gesicht mit einer zersprungenen Porzellanvaske bedeckte.

Die Königin schien in einem ewigen märchenhaften Traum gefangen zu sein. Sie glaubte, die Gruppe sei gekommen, um ihr Ballkleider zur Anprobe zu bringen, denn der Hochzeitsball sollte schon morgen stattfinden. Unbehaglich spielten die Darkk Lyres das seltsame Theaterstück mit, um Lenore bei Laune zu halten. Ihre Herzen schmerzten angesichts der Verzweiflung, die die einst so stolze Königin ergriffen hatte.

Entschlossen überredeten sie Lenore schließlich, mit ihnen zu kommen. Draußen wartete eine improvisierte Kutsche, grob geschmückt, um den Märchentraum der Königin wahr werden zu lassen. Doch als Lenore aus der Grotte trat, fiel ihr Blick auf das verfallene Monument ihrer Familie, das sie einst stolz verkörpert hatte. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Hass, als sie ihren Mann, König Ulrich, in Stein gemeißelt erblickte.

Die Darkk Lyres spürten die brennende Wut von Lenore, bevor sie es realisieren konnten. Thamanea traf der gleißende Blick der versteinerten Königin wie ein Blitz und sie wurde schwer verletzt. Schnell handelnd brachten Crois, Gideon und Helena die Königin nach draußen, während Thamanea sich trotz ihrer Schmerzen auf ihre Mission besann.

Draußen angekommen, hatte Helena einen Geistesblitz. Sie erinnerte sich an die zerstörten Gesichter der Marmorstatuen in der königlichen Grotte und vermutete, dass Lenore ihr eigenes Antlitz nicht mehr ertragen konnte. Sie hielt der Königin einen Spiegel vor, in der Hoffnung die Verwandlung rückgängig zu machen. In wenigen Augenblicken verwandelte sich Lenore stattdessen kreischend zu Stein. Unwissend, wie lange dieser Zustand anhalten würde, eilten sie hastig durch Drakkenheim zurück zur Garnison.

In den Sachen von Lenore fanden sie einen Brief vom Royal Steward. Die Zeit drängte, und sie hatten keine Zeit zu verlieren. Sie brachten die versteinerte Königin in das oberste Zimmer des Festungsturms in der Garnison und sperrten sie ein, um die Welt vor ihrer zornigen Magie zu schützen.

Nun mussten sie einen Weg finden, die versteinerte Königin zu erlösen und die finsteren Mächte, die sie heimsuchten, zu besiegen.

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