Session 16 – Inferno

Die Sonne stieg langsam über die dunklen Mauern von Drakkenheim, als die Gruppe, erschöpft, aber siegreich, nach Emberwood aufbrach. Ihre Schritte führten sie über den Champion’s Way, vorbei an verlassenen Gehöften und schattigen Wäldern. Die Dorfmitte empfing sie mit einem lebhaften Treiben. Musik, Gelächter und der Klang von geschäftigen Verhandlungen erfüllten die Luft.

Das Red Lion Hotel erhob sich majestätisch auf einem kleinen Hügel, seine roten Ziegel und die Löwengargoyles, die das Anwesen schmückten, verliehen ihm eine imposante Aura. Im Inneren des Hotels verbreitete sich der Duft von reichen Mahlzeiten und das Glitzern der Kronleuchter beleuchtete die Gesichter der Gäste. Es war ein willkommener Anblick, nach einer Nachtschicht voller Regen, Schlamm und Blut.

River, die Tieflingsmagierin, empfing sie mit einem breiten Lächeln. Ihr purpurner Mantel und die gekrümmten Hörner unterstrichen ihr herzliches Lächeln. Die Gruppe berichtete von ihrem Erfolg bei den Verhandlungen in der Smithy on the Scar, und River würdigte ihre Anstrengungen, die sie im Namen der Amethyst Academy auf sich genommen hatten.

Eldrick Runeweaver stieß zu ihnen und sprach ebenfalls sein Lob aus. Der nächste Schritt für die Akademie war eine fruchtvolle Beziehung zu einem starken Partner, der einen festen Stand in den Ruinen hatte: Den Hooded Lanterns. Der Erzmagier wünschte ein Bündnis, auf das die Ziele beider Fraktionen mit vereinigten Kräften vorangebracht werden konnten. Thamanea nutzte ihre magischen Fähigkeiten, um mit Lord Commander Drexel zu kommunizieren. Die Verhandlungen mit den Hooded Lanterns wurden auf neutralem Boden arrangiert und beide Anführer zeigten sich zuversichtlich.

Nach einem erlebnisreichen Morgen im Hotel beschlossen die Abenteurer, sich zu erholen. Die Nacht verstrich in einem friedlichen Schlaf und sie genossen die Annehmlichkeiten des Red Lion Hotels.

Im Morgengrauen erreichte sie ein Rabe von Elias Drexel. Er trug den Erpresserbrief der Queen of Thieves:

An die unglücklichen Hooded Lanterns,

Ich sende euch diesen Gruß aus meinem Versteck, einem Ort, den ihr nie finden werdet. Und wisst ihr, weshalb? Weil eure angeblich so sicheren Verteidigungsmaßnahmen nichts weiter sind als ein löchriger Vorhang, der von alleine zu Staub zerfällt, würde man es auch nur versuchen einen Finger in eines der Rattenlöcher zu stecken.

Ihr habt gedacht, eure Königin Lenore sei sicher im Turm der Garnison. Im obersten Zimmer, wo sie wie ein reizendes Schmuckstück in einer Vitrine aufbewahrt wird, bis sie eines Tages mir nichts dir nichts den Thron besteigt. Jammerschade, dass sich meine Katzen eure kleine Maus unter den Nagel gerissen haben, während eure treuen Schoßhunde mit Schnarchen und Furzen beschäftigt waren.

Nun, meine verehrten Feinde, könnt ihr sie zurückhaben, aber natürlich nicht ohne einen angemessenen Tribut für meine unermüdliche Arbeit. Ich fordere ein Lösegeld in Höhe von 25.000 Goldmünzen, eine geringfügige Summe, wenn man bedenkt, wie sehr Lenore euch am Herzen liegt. Oder ihr bringt mir euer offizielles Abzeichen mit und wir vergessen die Sache mit dem Lösegeld. Mir würde es ohnehin viel besser stehen als euch. Ihr habt einen graußamen Sinn für Mode, Elias.

Das Treffen findet in Buckledown Row statt, im ehrwürdigen Old Imperial Public House. Doch denkt nicht einmal daran, mit einer Armee von Männern hierher zu stürmen, denn ich lasse nur fünf von euch eintreten. Ein Treffen unter Gentlemen und – natürlich – Gentlewomen.

Ich warte auf eure Antwort und hoffe, dass ihr schnell handelt. Bedenkt, dass das Schicksal eurer geliebten Königin in meiner Hand liegt, und ich bin nicht bekannt für meine Geduld.

Mit hochachtungsvollen Grüßen,

Die Queen of Thieves

Die Darkk Lyers wunderten sich darüber, wie wichtig der Queen das Abzeichen des Lord Commanders war und behielten sich diese Information im Hinterkopf. Trotz der Dringlichkeit des Briefes entschieden sie, das Treffen mit der Königin aufzuschieben. Vorerst entschlossen sie sich, sich um eine Angelegenheit zu kümmern, die immer noch in ihrem Nacken lauerte: Oscar Yoren. Je mehr Zeit seit ihrer letzten Begegnung verstrich, desto schneller wuchs die Möglichkeit, dass Yoren neue Pläne schmiedete, um sich an ihnen zu rächen.

Sie brachen nach Drakkenheim auf, und passierten Eckerman Mill, um sich dort zu sammeln. Hier entdeckte Crois eine kryptische Nachricht an den verschmierten Wänden der Mühle. Die Black Ivory Inn schien einem Abenteurerbericht nach immer noch betrieben zu werden. Mitten in den Ruinen hallte nach all den Jahren Musik und Gelächter aus dem Gasthaus, so hieß es jedenfalls. Crois machte sich eine Notiz.

Von der Mühle aus setzten sie ihren Weg fort und erreichten schließlich Reed Manor. Das Anwesen stand einsam da. Mit Vorsicht schlichen sich die Darkk Lyers durch das leere Anwesen, ihre Sinne auf das Unerwartete geschärft. Im Keller stießen sie auf Oscars Labor, ein albtraumhaftes Reich der Mutation und des Okkulten. Zwei verstümmelte Körper lagen auf Dissektionsbrettern, und mechanische Arme, jeder mit einem unheilvollen Zweck, hingen von der Decke. Regale voller alchemistischer Utensilien und verunstalteter Körperteile umgaben sie. Oscars Anwesenheit war unübersehbar.

Er hatte sie erwartet.

Der Kampf brach aus, begleitet von den Flammen des Feuerelementars an Yorens Seite und den Blitzschlägen von Funkenflugs göttlichen Kräften. Inmitten der Hitze und des Chaos’ setzte Thamanea gekonnt Dynamit ein, das von den Ironhelm-Zwergen stammte. Das Labor, ein Schauplatz schrecklicher Experimente, wurde zu einem Schlachtfeld der Elemente.

Oscar, von Rachsucht erfüllt, lachte in den letzten Momenten seines Daseins. Das Inferno, das die Gruppe entfachte, verschlang nicht nur ihn, sondern auch alle Aufzeichnungen seiner verderbten Forschungen.

Das Anwesen, nun ein lichterloh brennendes Inferno, stürzte in sich zusammen. Die Gruppe floh auf den Hügel von Eckerman Mill, von den Flammen verfolgt, und warf einen letzten Blick auf das brennende Reed Manor. Heulen und Kreischen aus Drakkenheim durchbrachen die Nacht, als die Kreaturen der Dunkelheit von dem Feuer angelockt wurden.

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