Session 19 – Pass auf, was du dir wünschst

In den düsteren Ruinen von Drakkenheim irrten die Darkk Lyers durch die zerstörten Straßen, auf der Suche nach einem sicheren Ort, um sich vom Kampf mit dem Pale Man zu erholen.

Schließlich fanden sie einen abgelegenen Innenhof, um eine kurze Rast einzulegen und neue Kraft zu schöpfen. Doch die Stille wurde jäh durchbrochen von einem Schwarm hungriger Ratten, die sich über Müll und Leichen hermachten. Die Gruppe zog sich angewidert zurück und setzte ihren Weg fort.

Ihr Ziel war das King’s Gate, doch der Weg dorthin war von Trollen versperrt, die das Stadttor belagerten. Die Darkk Lyers erinnerten sich an die Nachricht bei Eckerman Mill und boten den Trollen die Leichen der Harpyien als Wegzoll an, die sie vorausschauend in ihrem Nimmervollen Beutel verstaut hatten. Doch die Trolle lehnten ab, empört über das Angebot. “Du bist, was du isst! Denkt ihr, wir sind Tiere? Wir sind ein zivilisiertes Volk und essen daher nur zivilisiertes Volk!” Stattdessen verlangten sie Funkenflug zu essen, der geschmeichelt war über das ungewöhnliche Angebot. Thamanea fasste jedoch einen klugen Plan: Sie nutzte ihren magischen Alchemiekrug, um Wein in die Fässer der Trolle zu füllen. Diese Geste besänftigte die Trolle, und sie gewährten den Darkk Lyers den Durchgang.

Doch die Trolle erwähnten auch Gefangene im Turm, die sie später zum Abendessen kochen wollten. Neugierig geworden, wirkte Thamanea einen Ausspähungszauber und erblickte eine Pilgergruppe des Falling Fire im Kerker des Stadttores. Die Gruppe beschloss jedoch, nicht ihr Leben zu riskieren, um die Gefangenen zu retten, und setzte ihren Weg fort.

Als die Darkk Lyers den Außenbezirk erreichten und das Black Ivory Inn vor sich sahen, wirkte das Gasthaus von außen völlig normal. Die verwitterten Mauern zeugten von vergangenen Zeiten, und die umlaufende Veranda verlieh dem Gebäude einen einladenden Charme. Doch trotz der äußeren Normalität spürte Funkenflug eine unheimliche Präsenz um das Haus herum. Eine schwere, drückende Aura hing in der Luft, und Funkenflug konnte förmlich die Magie spüren, die das Gasthaus umgab. Es war eine Beschwörungsmagie, die so stark war, dass sie ihn fast geblendet hätte. Misstrauisch beschlossen die Darkk Lyers, vorsichtig vorzugehen, als sie die Veranda betraten und die Tür zum Black Ivory Inn öffneten.

Noita und Funkenflug wurden an Seilen festgebunden und betraten das Gasthaus, während Thamanea und Crois draußen warteten. Der Innenraum des Gasthauses zeigte ein unglaubliches Bild. Eine volle Taverne erwartete sie, die mit Pianomusik, Gelächter und fröhlichen Gästen gefüllt war. Doch etwas war seltsam. Funkenflug bemerkte, dass sie von der Pianistin Charlotte beobachtet wurden, während Noita mit einigen Gästen sprach.

Als Funkenflug aus dem Fenster blickte, verschwammen die Ruinen von Drakkenheim und wurden durch das unversehrte Bild der Stadt vor 15 Jahren ersetzt. Er war schockiert, doch bevor er handeln konnte, verschwanden Crois und Thamanea plötzlich aus seinem Blickfeld. Als Funkenflug sich von dem Fenster lösen konnte, suchte er Noita im Schankraum auf und berichtete ihr hektisch von dem, was sich gerade vor seinen Augen abgespielt hatte.

Währenddessen waren Crois und Thamanea draußen nervös geworden und zogen an dem Seil, welches ohne Widerstand zurückkam. Es gab keine Spur von ihren Gefährten.

Noita hatten intwischen den Besitzer des Gasthauses Mike Connolly nach dem angeblichen Schmugglertunnel befragt. Er schien allerdings nichts darüber zu wissen. Noita beschloss nach Hinweisen im Keller des Gasthauses zu suchen. Die Tür war fest verschlossen und nach kurzem Überlegen beschloss Noita vorerst kein Aufsehen zu erregen.

Also begaben sie sich ins erste Stockwerk und folgten dem Wimmern, das sie hörten. Dort trafen sie auf Balthazar Adamos, einen Priester des Falling Fire, der sie hektisch in sein Zimmer einlud und die Türe verbarrikadierte, als er hörte, dass die Ankömmlinge bei klarem Verstand waren.

Der Priester des Falling Fire stand am Fenster, sein Blick starr auf das verzerrte Bild der Realität draußen gerichtet. Seine Hände zitterten leicht, während er sich langsam zu ihnen umdrehte, die Augen voller Angst und Verzweiflung. Balthazar war ein gequälter Mann, dessen Geist von den unzähligen Zeitschleifen, die er durchlebt hatte, zerrüttet war. Seine Erinnerungen waren sein einziger Besitz in dieser endlosen Schleife, und er fürchtete, dass das Ende dieser Schleife seinen eigenen Tod bedeuten würde. Seine Seele würde für immer in der Dunkelheit wandern. Das Thema der Zeitschleife brachte ihn nahe an den Rand des Wahnsinns, doch gleichzeitig war er verzweifelt, gefangen in einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab.

Noita und Funkenflug versuchten seinem wirren Gerede über eine Zeitschleife zu folgen. Langsam wurde ihnen klar, dass sie in der Vergangenheit gefangen waren. Verdammt dazu die letzten Stunden vor dem Meteoreinschlag zu durchleben.

Noita fasste einen klaren Gedanken und schlug vor, den Magier im Schankraum um Rat zu fragen. Balthazar war allerdings zu eingeschüchtert, um ihnen zu folgen. Also gingen die beiden alleine wieder nach unten.

Sie unterhielten sich mit dem Magier der Amethyst Academy namens Osiris Chronolly, der selbst nicht mehr bei klarem Verstand war. Er kam zum Gasthaus, um einem Gerücht nachzugehen. Die Pianistin Charlotte hatte ihr musikalisches Talent durch einen mächtigen Wunsch geschenkt bekommen. Osiris wollte mehr darüber herausfinden und wurde deswegen von der Amethyst Academy hier her geschickt. Allerdings verdunkelte sich sein Gedächtnis und Noita und Funkenflug mussten ihn mit der harten Wahrheit überzeugen, in welch prekärer Lage sie sich befanden.

Währenddessen versuchte Thamanea vergeblich, mit einem Zauber Kontakt zu Noita aufzunehmen, und erlitt dabei starke nekrotische Schmerzen am ganzen Körper, als ihr Verstand von der Anomalie des Gasthauses gebrochen wurde. Crois und Thamanea waren machtlos in ihrer Position.

Als Osiris den Erzählungen von Noita über den Meteor, das Delerium und die Zeitschleife lauschte, dämmerte es ihm. Diejenigen, die zu Beginn dieser magischen Anomalie anwesend waren, waren für immer verloren. Doch für die wenigen Neuankömmlinge könnte es noch Hoffnung geben. Osiris betonte, dass diese mächtige Beschwörung an etwas gebunden sein muss, dass es zu brechen gilt.

Gemeinsam beschlossen sie, nach Hinweisen im Keller des Gasthauses zu suchen. Noita knackte das Schloss und öffnete die Tür, doch sie wurden von einer Wache der Schmugglerbande empfangen. Sie wussten, es blieb ihnen nur wenig Zeit, bis der Meteor in Drakkenheim einschlagen würde. Sie stürzten sich in den Kampf und versuchten gewaltsam voran zu kommen, doch alles war vergebens.

Zuerst gab es ein ohrenbetäubendes Rauschen und dann ein gleißendes Licht, gefolgt von einem unvorstellbaren Schmerz. Dieser hielt nur kurz an, als sie im nächsten Moment wieder an der Türschwelle erwachten, als wären sie gerade erst angekommen. Doch sie wussten, was geschehen war.

Crois und Thamanea betraten nun ebenfalls das Gasthaus und fanden die anderen Mitglieder der Gruppe, Noita und Funkenflug, die bereits mit Balthazar Adamos im oberen Stockwerk sprachen. Sie befragten ihn nach der Pianistin, bei der sie den Ursprung der Zeitschleife vermuteten. Balthazar führte sie zum Zimmer von Charlotte. Dort fanden sie einen versteckten Tagebucheintrag unter ihrer Matratze, der die wahren Geschehnisse um ihren Wunsch offenbarte.

Mein Herz rast vor Aufregung, und die Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf. Heute war der seltsamste Tag meines Lebens. Ich traf ein Wesen – etwas, das nicht von dieser Welt zu sein schien. Es sagte mir, dass es mir einen Wunsch gewähren könnte. Einen einzigen Wunsch, der meine tiefsten Sehnsüchte erfüllen könnte. Ich kann es immer noch nicht fassen.

Was könnte ich mir wünschen? Es gibt so viele Dinge, von denen ich geträumt habe. Aber jetzt, da die Gelegenheit tatsächlich vor mir liegt, bin ich mir nicht sicher.

Ich könnte nach Reichtum streben, nach Ruhm oder nach unermesslichem Wissen. Aber nein, das ist nicht das, wonach mein Herz verlangt. Ich bin schon jetzt so begabt in dem, was ich tue. Nein, mein Wunsch sollte etwas sein, das mich über das hinaushebt, was ich bereits bin.

Und dann kam mir die Idee. Ich möchte die beste Pianistin sein, die je gelebt hat. Meine Finger sollen über die Tasten tanzen, als wären sie mit den Geheimnissen des Universums selbst verbunden. Ich möchte die Menschen mit meiner Musik berühren und verzaubern. Das ist es, was ich mir wünsche.

Es mag egoistisch erscheinen, aber es ist mein Traum. Und wenn dieser Wunsch wahr wird, dann werde ich alles tun, um die Welt mit meiner Musik zu erfüllen. Vielleicht kann ich die Herzen der Menschen mit meinen Klängen bewegen und etwas Schönes in dieser Welt hinterlassen. Ja, das ist es, was ich mir wünsche.

Der Wunsch hatte im Zusammenhang mit dem Meteor eine mächtige Zwischenwelt erschaffen, in der Charlottes Traum auf ewig wahr wurde.

Die Gruppe eilte sofort nach unten, um Charlottes Pianospiel zu unterbrechen. Sie konfrontierten sie mit dem Tagebuch und in ihren Augen war ein schwacher Funken zu sehen, der ihr die Tränen über ihre Wangen laufen ließ. Sie wusste, dass die Zeit gekommen war, Abschied zu nehmen. Charlotte erzählte ihnen, dass ihr ehemaliger Körper im Keller des Gasthauses lauerte, grausam deformiert durch die Magie des Wunsches und dem Delerium aus dem Meteor. Dieser wahrgewordene Traum war an dieses Scheusal gebunden. Es musste sterben, genau so wie sie selbst Abschied nehmen musste.

Die Darkk Lyres überredeten Charlotte eine letzte Ballade der Unsterblichkeit zu spielen und so traten sie gemeinsam auf der Bühne der Black Ivory Inn auf. Unter tosendem Applaus der Gäste versprach Charlotte der Gruppe ein Gift zu nehmen, sollte die Kreatur im Keller ihren letzten Atemzug getan haben. Sie würde es spüren, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Charlotte wünschte den Darkk Lyres lebewohl, als diese sich zum Weinkeller aufmachten.

Durch Noitas Wissen der vergangenen Zeitschleife, konnten sie die Schmuggler im Keller überzeugen, sie passieren zu lassen. Der Besitzer Mike hätte sie nach Drakkenheim geschickt und sie sollten den Tunnel benutzen.

An den Banditen vorbei, kam die Gruppe in das zerstörte Warenlager der Schmugglerbande. Dort wurden sie von dem qualvollen Jaulen der Kreatur empfangen, die einst Charlotte gewesen war. Zwischen den dutzenden klagenden Mäulern der Abscheulichkeit, steckte noch immer ein Holzstück des Pianos. Mit vereinten Kräften bezwangen sie die Aberration und als diese leblos zusammen sackte, dauerte es nur einen kurzen Augenblick und das ganze Haus zierfiel zu schwarzer feiner Asche. Die Gruppe fand sich in der Gegenwart wieder, im eingestürzten Keller des Gasthauses.

Die wenigen Überlebenden der Zeitschleife erwachten ebenfalls verwirrt zwischen den Trümmern der heutigen Ruine. Osiris und Balthazar, sowie Mitglieder der Silver Order, Hooded Lanterns und der Queen of Thieves. Sie unterhielten sich kurz mit ihnen, woraufhin sie mit dem Versprechen, von den Geschehnissen zu berichten, ihres Weges gingen.

Die Tür zum Schmugglertunnel war noch intakt und nicht unweit davon fanden sie die vom Haze konservierte Leiche von Mike dem Besitzer. An seinem Gürtel hing der Schlüssel für den Tunnel. Sie öffneten die verstaubte Tür und fanden sich in einem dunklen Gang unter der Erde wieder, der ins Innere der Stadt Drakkenheim führte.

Scroll to Top