Session 20 – Bindungen

Die Darkk Lyers durchquerten den finsteren Schmugglertunnel, der von dem widerhallenden Tropfen von Wasser erfüllt war. Thamanea entzündete mit einer Handbewegung einen magischen Lichtzauber, der ihren Weg erleuchtete, während sie sich durch den feuchten Gang bewegten. Endlich erreichten sie eine alte, knarrende Holztür, die den Eingang zur Kanalisation markierte. Eine steinerne Wendeltreppe führte nach oben, und die Gruppe stieg entschlossen empor in die Dunkelheit der unterirdischen Stadt.

Das Glucksen und Gemurmel von Kreaturen drang an ihre Ohren, als sie die Spitze der Wendeltreppe erreichten. Crois, der vorausging, schickte sein Echo vor, um einen Ausgang zu erspähen. Er erreichte eine Öffnung und blickte hinab in ein Wasserbecken, das mit aufgedunsenen Körpern gefüllt war. Dutzende von Delerium Dregs standen im Wasser, ihre fischigen Hände mit Flossen versehen, während sie die Körper fledderten, die der Executioner vom Slaughterstone Square nach unten geworfen hatte. Es war ein makabrer Anblick.

Die Gruppe zeigte sich den untoten Kreaturen, die mit einem unheilvollen Glucksen und Grinsen reagierten. Die Dregs luden sie ein, ihrer Herzogin Tribut zu bringen und versprachen großzügige Belohnungen im Gegenzug. “Unsere Herzogin wird euch große Gastfreundschaft erweisen, da bin ich sicher! Wenn ihr ihr ein Geschenk bringt oder einen Dienst für sie leistet, wird sie euch großzügig belohnen, da bin ich sicher!”, gurgelte einer der Dregs mit einem verzerrten Lächeln. “Was begehrt ihr? Wissen! Magie! Gesundheit! Unsere Herzogin ist so mächtig wie wohlwollend, da bin ich sicher!”, fügte ein anderer hinzu, während sein grünliches Augenlicht in der Dunkelheit schimmerte. “Sie würde sich über einen magischen Schatz freuen, oder vielleicht einen prächtigen Kristall, natürlich! Da bin ich sicher!”, fügte ein dritter hinzu, seine Stimme klang hohl und unnatürlich. Doch es klang mehr wie eine Aufforderung als eine Einladung, und die Darkk Lyers spürten, dass sie in ein gefährliches Spiel verwickelt waren.

Ohne Alternativen folgten sie den Dregs durch das kontaminierte Abwasser, das bei jedem Schritt einen widerlichen Gestank ausströmte und ihre Haut zu kribbeln schien. Ein Loch in der Decke führte sie schließlich aus dem Wasser heraus auf festen Untergrund.

Vor ihnen erstreckte sich ein antikes unterirdisches Badehaus, dessen vergessene Pracht durch die morbiden Szenen von Tod und Verderben getrübt wurde, die in den Reliefen entlang der Wände eingraviert waren. Die düstere Atmosphäre wurde durch das kalte, feuchte Gemäuer verstärkt, während das Licht des glühenden Deleriumkristalls den Raum in ein gespenstisches Leuchten tauchte. Die Statuen von Nymphen, einst strahlend und schön, wirkten nun düster und verloren inmitten der finsteren Szenerie. Der Boden des Badehauses war mit einem dünnen Film aus feuchtem Schmutz bedeckt, der von den Wänden zu tropfen schien, während das leise Plätschern des Wassers aus dem halbzerfallenen Brunnen die Stille durchdrang.

Neben den unzähligen Untoten wurden sie von drei mysteriösen Gestalten begrüßt, die sich als Diener der Herzogin vorstellten: Die Kardinälin, der Kämmerer und der Kanzler. Die Darkk Lyers waren alarmiert, als sie das Siegel von Drakkenheim um den Hals des Kanzlers erkannten, und Thamanea entdeckte entsetzt ihren Vater unter den verkommenen Kreaturen, die hier im Badehaus herum lungerten.

Die drei Diener, in ihren fließenden blauen Gewändern, die eine schaurige Illusion von Normalität vermittelten, erhoben ihre Stimmen und priesen die Herzogin in den höchsten Tönen. Mit eindringlichen Worten beschrieben sie ihre Herrin als eine mächtige und gütige Gestalt, deren Wissen und Pläne weit über das Verständnis der Sterblichen hinausgingen. Sie versprachen den Darkk Lyers große Belohnungen und Offenbarungen, wenn sie sich den Ritualen der Herzogin anschlossen.

Crois willigte ein, in der Hoffnung, sie zu überlisten. Doch die Schritte des Rituals waren zu extrem, und das Aqua Expurgo, was er zuvor getrunken hatte, konnte nur das Schlimmste verhindern.

Das Ritual begann mit dem Trinken von kontaminiertem Wasser, das mit Deleriumstaub versetzt war, um seinen Geist zu reinigen. Mit widerwilligem Entsetzen und einem Kloß im Hals gehorchte Crois und leerte den beunruhigenden Trank. Als nächstes musste er in dem verdorbenen Abwasser baden, um seinen Körper zu reinigen. Unter dem fahlen Licht des Deleriumkristalls tauchte Crois halb entkleidet in das kalte, stinkende Wasser ein, während die Diener mit kalt lächelnden Gesichtern zusahen. Die unheilige Mischung aus verfaultem Abwasser und Delerium hatte eine kaum zu ertragende Wirkung auf seinen Körper.

Schwer mitgenommen von den Auswirkungen des Deleriums, berührte Crois im letzten Schritt des Rituals den mächtigen Deleriumkristall und wurde von einer gebieterischen Stimme in seinem Kopf überwältigt. Es war die Stimme der Herzogin, die mächtige und geheimnisvolle Herrscherin des Untergrunds. Sie las seine tiefsten Wünsche und Verlangen wie in einem offenen Buch und webte ein verlockendes Netz aus Versprechungen um ihn herum. In den Wirbeln seiner Gedanken sah Crois das Bild seiner geliebten Nichte, gefangen im Griff des Falling Fire, und fühlte die verzweifelte Sehnsucht, sie zu retten.

Die Herzogin lockte ihn mit dem Versprechen, ihr dienlich zu sein, und versprach im Gegenzug, ihm zu helfen, seine geliebte Nichte zu befreien. Doch das Versprechen kam nicht ohne Bedingungen. Die Herzogin forderte von Crois, ihr treu zu dienen und nach ihren Befehlen zu handeln, selbst wenn sie seine eigenen Prinzipien und Überzeugungen herausforderten. Und als sie ihre Forderungen in seinem Geist verankerte, spürte Crois einen unwiderstehlichen Drang, ihr zu gehorchen, selbst wenn sein Herz dagegen rebellierte.

Die Herzogin hatte eine Vision eines interdimensionalen Risses in Schloss Drakken. Crois war dazu bestimmt, diesen Riss für sie unter Kontrolle zu bringen, auf das sie aus dem Untergrund empor steigen kann und ihre Macht an der Oberfläche ausbreiten kann. Nachdem die Stimmer und die Bilder verblassten, fiel Crois erschöpft zu Boden, wo er von den anderen umsorgt wurde.

Thamanea versuchte vergeblich, mit ihrem willenlosen Vater zu sprechen, doch der Kanzler unterbrach sie und forderte einen Preis für seine Freilassung. Thamanea überreichte ihm widerwillig die Perle der Macht, die sie von der Akademie erhalten hatte.

Mit dem verzauberten Crois und dem willenlosen Vater im Schlepptau verließen die Darkk Lyers das antike Badehaus und begaben sich zurück an die Oberfläche von Drakkenheim.

Die Darkk Lyers brachen zum Clockwork Tower auf. Der Weg führte sie durch enge Gassen und über mit Unkraut überwucherte Plätze, wo das Zwielicht der Dämmerung sich in den Schatten der umliegenden Gebäude verfing. Das alte Lagerhaus, das sie passierten, war gefüllt mit dem süßen Duft von verfaulten Trauben und dem muffigen Aroma des Todes. Plötzlich wurden sie von einer Horde Untoter überrascht, die aus den Schatten hervorbrachen und mit gierigem Hunger auf sie zustürmten. Thamanea entfesselte die heilige Macht ihres Glaubens und ließ einen gleißenden Zauber auf die Untoten niedergehen. Ein blendendes Licht erfüllte den Raum, als neun der untoten Kreaturen von der reinen Energie verbrannt wurden, während die anderen beiden Haze Hulks von Crois und Funkenflug mit gezielten Schlägen niedergestreckt wurden.

Nach diesem Kampf schnappte sich die Gruppe einen alten Karren, beladen mit Weinflaschen aus dem Lagerhaus, und machte sich auf den Weg zum Clockwork Tower. Die Straßen waren gespenstisch leer, und das Knirschen der Räder auf dem unebenen Pflaster wurde nur vom gelegentlichen Rascheln der herabgefallenen Blätter begleitet. Als sie den Turm erreichten, begrüßten sie die dort stationierten Hooded Lanterns und übergaben ihnen die Vorräte.

Lord Commander Drexel, in schwerer Rüstung, empfing sie ebenfalls und hörte ihre Berichte aufmerksam an. Sie sprachen über das Steward’s Seal, das sie im Turm gefunden hatten, sowie über Thamaneas untoten Vater, den Drexel versprach, in den Kerkern der Garnison sicher zu verwahren, bis sie eine Möglichkeit zur Heilung finden würden. Doch die drängendste Angelegenheit war die bevorstehende Attacke der Silver Order auf Temple Gate. Drexel erzählte von ihren Plänen, die Kathedrale von Saint Vitruvio zu stürmen, und die Gruppe wusste, dass sie handeln mussten.

In dieser Nacht, als die Dunkelheit sich über die Stadt senkte und alle im Turm schliefen, erschien plötzlich der Pale Man aus den Schatten. Mit einem einzigen Blick brach er Noitas Hexenmeister-Pakt und raubte ihr die Macht ihres Paktschwerts, das vor ihren Augen zu Asche zerfiel. Sie spürte, wie ihre Magie aus ihrem Körper gesaugt wurde, und eine unheilvolle Leere breitete sich in ihr aus. Seine Entäuschung über Noitas Untreue ausdrückend, verließ der Pale Man den Turm. Als Noita erschöpft zusammenbrach, windeten sich die Schatten der Nacht in ihre leere Hülle und erfüllten sie mit wilder, fremder Magie.

Als die ersten Strahlen der Morgensonne den Turm erreichten, sendete Thamanea eine magische Botschaft an Jupiter Jones und berichtete von der erfolgreichen Mission, den Schmugglertunnel auszukundschaften. Sie vereinbarten ein Treffen bei Eckerman Mill, um ihre Informationen gegen eine Belohnung einzutauschen, und machten sich auf den Weg.

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